Von Kräuterfrauen und Hexenwahn

Schriftstellerin Regina Röhner findet mit ihren Geschichten beim Heimatverein Niederfrohna Anklang

Niederfrohna. ”Was sich in Sagen märchenhaft anhört, spiegelt oftmals harte Schicksale wieder”, sagt Regina Röhner. Die Rüsdorfer Schriftstellerin veröffentlichte im Chemnitzer Verlag mehrere Bücher mit Geschichten und Sagen aus der Region. Bei der Lesung vor Mitgliedern des Niederfrohnaer Heimatvereins fand sie am Freitagabend aufgeschlossene Zuhörer.

Da gab es auch manches über die Hexenverfolgungen in der frühen Neuzeit zu erfahren. In ihrem Buch ”Hexen müssen brennen” hat sie Wissenswertes über eines der düstersten Kapitel des christlichen Abendlandes zusammengetragen. Anhand vieler Schicksale zeigt sie, wie schnell jeder in die Fänge der Inquisition geraten konnte. ”Denn durch eine Denunziation ließen sich manche Probleme klären. Der Wahn betraf nicht nur Frauen. Etwa 20 Prozent der Opfer waren Männer. Verfolgungen gab es in katholischen und protestantischen Gebieten. Allein in Sachsen kamen um die eintausend Frauen und Männer zu Tode”, schätzt Regina Röhner. ”Im Visier der Inquisition waren oft Frauen, die durch einen unangepassten Lebenswandel ihren Zeitgenossen suspekt waren. Auch Dummheit und Aberglaube spielten eine große Rolle. Die Angst, dass eine Hexe Impotenz oder Krankheit zaubern konnte, war bei damaligen Männern durchaus weit verbreitet”, erzählt die Schriftstellerin.

Welche Mittel kräuterkundigen Frauen damals hatten, zeigte sie anhand einer Auswahl aus dem eigenen Garten. ”Pastinak galt als wirksames Aphrodisiakum. Dagegen wurde die Raute, deren Symbol sich übrigens im sächsischen Wappen wiederfindet, eher in Klostergärten gehegt, um den Mönchen ihre Keuschheit erträglich zu machen”, nennt sie als Beispiele. Geschichten und Sagen aus dem Muldental sind in Regina Röhners Buch ”Burgen, Schätze, Spukgestalten” nachzulesen, darunter auch die von ”Prinz Lieschen”. Sie spielt im Jahr I7I4 als in Dresden August der Starke regierte und handelt von Sophia Sabina Apitz. Die Tochter eines Lunzenauer Zeugmachers war aus ihrem Elternhaus geflüchtet, weil sie einen ungeliebten Mann heirateten sollte. ”Sie war wohl das einzige Mädchen aus dem Volk, das im Muldental zur Legende wurde”, meint Regina Röhner. Nicht zuletzt ist das Muldental eng mit Kunz von Kauffungen verbunden. Deshalb las sie auch aus der inzwischen vierten, wesentlich erweiterten Ausgabe ihres Buches ”Der sächsische Prinzenraub.” Drei Stunden vergingen da wie im Flug. Nicht wenige staunten über die detailreichen Kenntnisse der Autorin. Quellen bieten ihr Archive wie das Staatsarchiv in Dresden und viele alte Chroniken. Durch ihre akribische und mühselige Arbeit brachte sie historische Begebenheiten ans Tageslicht.