Ringen um die Schule

Nach Schließungsplänen: Gemeinderat Niederfrohna tagt heute

Niederfrohna. Eltern, Gemeinderat und Bürgermeister Lothar Philipp (Freie Wähler) gehen in Niederfrohna auf die Barrikaden. Sie kämpfen um den Bestand der Grundschule. Im Sommer können nur 13 Abc-Schützen eingeschult werden. Das sächsische Kultusministerium verlangt für die Bildung einer ersten Klasse jedoch 15.

Deshalb sieht das Ministerium dieses Jahr für die Bildung einer ersten Klasse kein öffentliches Bedürfnis. Das bringt den Bürgermeister auf die Palme. Die Stellungnahme der Gemeinde zu dem Ansinnen des Ministeriums wird heute, 18 Uhr, der Gemeinderat in einer außerordentlichen Sitzung erörtern. Philipp erklärt: “Wir unterschreiten erstmals die geforderte Schülerzahl. Schon ab 2005/06 haben wir wieder 15 und mehr Kinder. Deshalb haben wir bereits am 16. Januar beim Schulamt eine Ausnahmegenehmigung für die Bildung einer ersten Klasse beantragt. Wir erhielten keine Antwort, bis das Kultusministerium mit Schreiben vom 16. April die Bildung einer ersten Klasse in Frage stellte.”

Sollte das passieren, würde der Niederfrohnaer Schulbezirk voraussichtlich der Oberfrohnaer Grundschule zugeordnet. Die sechs- und siebenjährigen Steppkes aus dem Unterdorf müssten dann etwa sieben Kilometer mit dem Linienbus nach Oberfrohna fahren und von der Bushaltestelle nochmal etwa einen Kilometer bis zur Schule laufen. Viele Kinder müssten mittags per pedes und Bus zur Niederfrohnaer Schule, wo ausreichend Hortplätze vorhanden sind. Alternativ sei ein vom Kreis organisierter kostenintensiver Schulbus denkbar.

Vor diesem Hintergrund nimmt die Argumentation des Kultusrninisteriums Philipp schlichtweg die Luft. Kriterium für das öffentliche Bedürfnis einer Schule dürfe nicht nur die Quantität sein, sondern vor allem die Qualität, mahnt er an.

Die Gemeinde habe mit Schule, Hort und dem neu gebauten Kindergarten ein zukunftsträchtiges Ensemble geschaffen. “Unsere sanierte Schule ist gut ausgestattet. Sie hat eine Bibliothek und eine Küche. Es werden musische und sportliche Talente gefördert. “Mittelschulen und Gymnasien bestätigen uns immer wieder, dass unsere Schüler ein ordentliches Wissen und Benehmen haben”, unterstreicht der Bürgermeister.

“Wenn wir weiter bei den Jüngsten sparen, wird Sachsen bald das Altenheim der Bundesrepublik sein”, gibt Philipp zu bedenken.

Freie Presse 29.04.2004 (SO)