Vom Korn zum Brot
Mühlentag lockt Ausflügler aus dem Chemnitzer Umland am Pfingstmontag in die technischen Denkmäler
Chemnitzer Umland. Inzwischen ist es eine schöne Tradition: Alljährlich öffnen am Pfingstmontag bundesweit Mühlen ihre Pforten. Besucher sollen eintauchen ins einmalige Flair der technischen Denkmäler, können sich vorstellen, wie dereinst die Mühle am rauschenden Bach klapperte und der Müller säckeweise Mehl schleppen musste.
Der Mühlentag lädt heuer schon zum elften Mal ein. Im vorigen Jahr öffneten sachsenweit 104 Mühlen ihre Türen. Die Gäste im Chemnitzer Umland jedenfalls dürfen sich auf viele Attraktionen freuen. Hier eine kleine Auswahl.
Der Mühlentag lockt jedes Jahr am Pfingstmontag zahlreiche Besucher in die technischen Denkmäler, hier ist die Wetzelmühle Niederfrohna Objekt des Interesses. -FOTO: ANDREAS SEIDEL/ARCHIV
Die Wetzelmühle Niederfrohna lädt ab 9 Uhr zur Besichtigung ein. Neben den technischen Finessen beispielsweise ein Wasserrad mit einem Durchmesser von 4,85 Metern - lockt historisches Markttreiben mit Keramik, Holzwaren, Imkerei und Plauener Spitzen. Schleckermäuler können Kuchen und frisches Brot aus dem Steinbackofen probieren. Mitmachen kann man beim Papierschöpfen oder Töpfern. Vormittags sorgen die Blasmusiker von “Freudenklänge” aus Niederfrohna für Stimmung, am Nachmittag die Breitenauer Musikanten.
In der Sägemühle Wolkenburg werden sogar am Sonntag und Montag Führungen angeboten, zwischen 10 und 17 Uhr dürfen die Besucher auch beim Schausägen zugucken. Andreas Schlag und Wolfgang Schröter zeigen die Sägegatter in voller Aktion und sorgen am Grill auch für das leibliche Wohl ihrer Ausflugsgäste. Auch in der benachbarten Getreidemühle ist ein Blick hinter die Kulissen erlaubt.
In der Schrotmühle in Langenchursdorf halten Maria und Karsten Doege von 10 bis 17 Uhr den Brotschieber am alten Backofen. Am Nachmittag stehen Rhabarberkuchen und sächsischer Kartoffelkuchen auf dem Speiseplan. Das beeindruckende Mahlwerk ist in voller Aktion zu erleben, Technikfans können die derzeit freiliegende Kleinturbine sehen.
Die Lang-Mühle Wiederau lädt ab 10 Uhr zum Rundgang durch die funktionstüchtige Wassermühle mit angeschlossenem Sägewerk ein. Interessenten können den Weg vom Korn zum Mehl Schritt für Schritt nachvollziehen, das alte
Handwerk in seiner ursprünglichen Form erleben.
Rauschende Wasserkraft samt einem entsprechenden Wasserrad treibt auch die Wiesenmühle Thalheim an. In dieser Ölmühle sind die Stampfwerke zu besichtigen.
Besonders viel historisches Flair ist in der Obermühle St. Peter in Niederlungwitz zu erleben. Die alte Mühlentechnik stammt aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, das Gebäude ist 1739 erbaut worden, der Backofen aus dem Jahre 1862 hat fast anderthalb Jahrhunderte auf dem Buckel.
Fazit: Auch wer nicht Müller heißt - und das sind immerhin 779.000 Menschen in Deutschland - kann sich wenigstens einmal wie einer fühlen.
Freie Presse 27.05.2004 (UKA/MSC)