In Wetzelmühle dreht sich alles um den Stall
31.05.2006
VON HEIKE HUBRICHT Freie Presse
Vor elf Jahren hat der Chemnitzer Verein Selbsthilfe 91 die Niederfrohnaer Wetzelmühle gekauft. Seitdem richten die Vereinsmitglieder den Vierseithof her. Ein Großteil ist schon geschafft. Rund 400.000 Euro wurden bislang investiert.
VON HEIKE HUBRICHT
In der Niederfrohnaer Wetzelmühle führt Dachdecker Rayk Schlegel von der Firma Polster Niederfrohna gerade Arbeiten auf dem rekonstruierten Anbau der Wetzelmühle aus. -FOTO: ANDREAS SEIDEL
Niederfrohna. Manchmal kann Gerd-Reiner Münch es selbst nicht fassen: “Immer wieder lagen Steine im Weg, aber irgendwie konnten wir sie immer wieder beiseite räumen”, meint der Vorstandsvorsitzende der Selbsthilfe 91. Sein Verein hat in dem Vierseithof im westlichen Zipfel Niederfrohnas schon viel bewegen können. In diesem Jahr dreht sich alles um den früheren Stall. Die Fassade soll hergerichtet werden. Und Münch freut sich, dass ab Juli die Mühlen-Schänke öffnen wird - zunächst von Freitag bis Sonntag.
Bildungszentrum geplant
In der ersten Etage des Stallgebäudes soll ein Bildungszentrum entstehen. “Wir hoffen, dass wir im September fertig sind”, sagte Münch. Gedacht sind die Seminar- und Schulungsräume zum einen für Veranstaltungen der Gemeinde Niederfrohna, zum anderen aber auch für Schulungen der Selbsthilfe 91. “Die Software AG Stiftung Darmstadt stellt rund 400.000 Euro für die Fassade bereit. Und das Amt für ländliche Entwicklung Oberlungwitz unterstützt den Innenausbau mit 88.000 Euro”, so Münch. Zudem hätten Vereinsmitglieder viele Stunden in ihrer Freizeit mitgearbeitet.
Fast fertig sind die sanitären Anlagen für das Bildungszentrum. Die Gaststättenbesucher hingegen müssen vorerst noch die Toiletten in Nebengebäude nutzen - bis jene an der Schänke fertig sind. “Die Arbeiten führen wieder Handwerksbetriebe aus der Region aus”, so Münch. Mit einigen Unternehmen habe sich in den vergangenen elf fahren eine gute Zusammenarbeit entwickelt.
Außerhalb der Mühle sind ebenfalls Arbeiten geplant. Hinter dem Hof war 2005 ein Gewächshaus errichtet worden. Allerdings haben sich die Hoffnungen, in diesem Frühjahr mit der Aussaat beginnen zu können, im wahrsten Sinne des Wortes zerschlagen. Beim Unwetter im Herbst sind Scheiben kaputt gegangen, die erst noch ersetzt werden müssen
Zudem soll die Lager- in eine Reithalle umgewandelt werden. “Wir haben Ponys gespendet bekommen”, erzählt Münch. Ab Herbst wird Reiten zu den Angeboten gehören. Zudem soll mit dem Verein Bilzbund ein Muldentalradweg geschaffen werden. Auch ein Reitweg von Meerane und Waldenburg über Wolkenburg und Niederfrohna bis nach Penig ist geplant. Und bei einer Mühlentour können Wanderer künftig vier Mühlen im Chemnitzer Land erkunden.
Auch für 2007 hat der Verein große Pläne. So soll ein Biergarten entstehen. “Probleme bereiten gegenwärtig die Parkplätze”, so Münch. Doch das soll sich ändern. Rings um die Mühle werden Stellplätze entstehen.
Ein Sorgenkind ist auch die ehemalige Scheune. “Wir wollen dieses Objekt als Ganzes vermarkten”, kündigte der Mühlenchef an. Bisher gebe es nur erste Ansätze für ein Konzept: Übernachtungsmöglichkeiten, Museumsräume und Räume für Kleingewerbe kämen in Frage. “Wir werden noch ein paar Jahre mit Kompromissen leben müssen”, weiß Münch.
Das dürfte den Wetzelmühlen-Leuten nicht allzu schwer fallen, schließlich haben sie schon eine ganze Menge geschaffen. Das Wichtigste: Das technische Denkmal, die über 400 Jahre alte Wetzelmühle, kann besichtigt werden. Und: Im früheren Gesindehaus befinden sich jetzt Kerzen- und Holzwerkstatt sowie Schülerherberge. Im ehemaligen Wohnhaus sind Bäckerei und Hofladen sowie Mitarbeiterräume und eine Ferienwohnung untergebracht. Und Vereinschef Münch zeigte sich optimistisch: “Wir werden noch die ganze Mühle schaffen.”
Mühlgraben wird freigelegt
Das Sozialprojekt Wetzelmühle des Chemnitzer Vereins Selbsthilfe 91 beschäftigt gegenwärtig 44 Leute: Neben sieben festangestellten Mitarbeitern sind fünf Behinderte in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme tätig. Zudem haben in der Wetzelmühle 20 Frauen und Männer einen Job auf 1,50-Euro-Basis gefunden. Hinzu kommen zwölf Hartz-IV-Empfänger, die einen Arbeitsvertrag für ein halbes Jahr haben. Als Aufgaben nannte Münch die weitere Ausgestaltung des technisches Denkmals Wetzelmühle sowie das Betreuen von Besuchergruppen. Eine weitere ABM wird im Juni beginnen. Sechs Mitarbeiter werden dann den Mühlgraben freilegen.