Mühltechnik von einst

Wie wurde einst gemahlen, als noch keine elektronisch gesteuerte Technik zur Verfügung stand, sondern Mechanik und Handarbeit dominierten ?
Zum Tag der offenen Tür in der Wetzelmühle erhielten die zahlreichen Besucher Antworten auf diese Frage. Projektleiterin Barbara Stapel musste mehrere Führungen durchführen, um den Wissensdurst der Gäste zu stillen. Besonders faszienierend war die Antriebseinheit der Mühle.
Die Königswelle ist über 100 Jahre alt. Das Räderwerk sei nicht aus Eisen, so die Projektleiterin. Deshalb sei die Mechanik auch nicht sehr laut und wenn doch mal was kaputt geht, dann falle keine aufwendige Reperatur an. In den Rädern gebe es Holzkämme und im Notfall würden diese brechen. Nach und nach könne man dann die Kämme ersetzen. Gehen alle auf ein mal kaputt sei kein Antrieb mehr vorhanden.
Im weiteren Verlauf der Führung konnte auch das Mühlwerk besichtigt werden. Die Steine sind eingehaust. Erklärt wurde, wie die Mühösteine das Mahlgut an den Rand bringenund wie sie gewartet und nachgeschliffen werden.
Die Walzenstühle und Steine stehen noch genauso angeordnet wie einst. Andere Geräte mussten jedoch auf einen anderen Platz ausweichen, ein Tribut an die heute geltenden Vorschriften zum Beispiel im Bereich des Brandschutzes. Das Mahlgut selbst wird sowohl von oben nach unten als auch von unten nach oben und waagerecht transportiert. Welche Mechanik dazu erforderlich ist wurde ebenfalls sichtbar und erläutert. Mit der vorhandenen Mahltechnik können in einer dreiviertel Stunde etwa 50 kg Getreidemehl hergestellt werden.
Ein oberschächtiges Wasserrad sorgt für den Antrieb. Es liefert auch den Strom. 19997 wurde das im Durchmesser 4,85 m große Wasserrad eingebaut und auf den Namen ”Irene” getauft. Eigentlich werden die Räder immer auf Männernamen versehen, doch in der Wetzelmühle wollte man mit dieser Tradition mal brechen und entschied sich für Irene. Eigentlich soll das Unglück bringen, doch bisher ist davon weit und breit nichts zu spüren.
Die Mühle selbst wurde 1562 erstmals urkundlich erwähnt und war einst eine Getreide-, Öl- und Sägemühle. Der Selbsthilfe 91 e.V. übernahm das Anwesen 1994. Schrittweise wird das Objekt seitdem wieder auf Vordermann gebracht. Eingesetzt werden dazu überwiegend jugendliche ABM und ”Arbeit statt Sozialhilfe”-Kräfte. Jeder Teilnehmer erhät dadurch die Chance, sich mit der Aneignung von handwerklichen und theoretischen Kenntnissen für den ersten Arbeitsmarkt fit zu machen. Bisher verzeichnete man sehr gute Ergebnisse.