Minister Stolpe: Streckenplanung für A 72 fertig

Baubeginn in diesem Jahr aber noch völlig offen

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Leipzig/Berlin. Leipzig und Chemnitz sind die beiden einzigen Oberzentren Deutschlands, die nicht direkt per Autobahn miteinander verbunden sind. Die schon länger geplante A 72, von Autobahngegnern aber umstrittene Trasse, soll Abhilfe schaffen, steckt aber noch immer in der Planungsphase. Gestern nun kam die erfreuliche Nachricht aus Berlin: Die Streckenführung der künftigen Autobahn 72 zwischen Leipzig und Chemnitz steht fest. Damit seien die Voraussetzungen für weitere Detailplanungen gegeben, erklärte Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) in der Hauptstadt.

Ob aber tatsächlich noch wie ursprünglich geplant in diesem Jahr Baubeginn sein wird, steht weiter in den Sternen. Grundlage dafür ist ein gerichtsfester Planfestellungsheschluss, an dem gegenwärtig mit Hochdruck im Regierungspräsidium Chemnitz gearbeitet wird. Liegt er vor, besteht Baurecht. Allerdings ist er sofort öffentlich bekannt zu machen, und es beseht dann eine vierwöchige Klagefrist. Da von den 500 Einwendungen von Betroffenen bei öffentlichen Erörterungen im Frühjahr nicht alle geklärt wurden, könnte es sein, dass Autobahngegner den Beschluss vor Gericht anfechten. In einem solchen Fall ist ein Baustart noch in diesem Jahr eher unwahrscheinlich.

Stolpe äußerte sich dagegen weitaus optimistischer: Bis 2006 soll die A 72 laut Ministerium ”weitgehend fertig” sein. Die A 72 stelle eine wirtschaftlich wichtige Verbindung der beiden Großstädte dar und werde endlich das ”Sachsendreieck” Dresden-Leipzig-Chemnitz schließen. Zudem sei der Bau der Autobahn auch für die Olympiabewerbung Leipzigs von großer Wichtigkeit, erklärte der Minister.

Um die Finanzierung der knapp 60 Kilometer langen Strecke hatten sich Freistaat und Bund lange gestritten. Sachsen hatte zunächst eine Beteiligung abgelehnt, weil der Freistaat nicht für ein Bundesverkehrsprojekt zuständig sei. Im März 2002 hatten sich beiden Seiten jedoch geeinigt: Danach beteiligt sich Sachsen mit rund 46 Millionen Büro an dem 423 Millionen Euro teuren Projekt.

Der erste Abschnitt bis Niederfrohna wird eine Länge von 11, der zweite von 48 Kilometern haben, sodass die Autobahn zugleich mehr als 10 Kilometer kürzer sein wird als die B 95, die bisher die beiden Städte verbindet. Verkehrsprognosen gehen davon aus, dass 2010 mindestens 45.000 bis 70.000 Fahrzeuge hier täglich rollen. ”Von der neuen Verkehrsachse soll vor allem auch die wirtschaftliche Entwicklung der Region Südwestsachsen profitieren.

Freie Presse und dpa VON STEPHAN LORENZ UND GABI THIEME 15.09.2003