Freie Presse: Blaskapelle pflegt seit 95 Jahren Volksmusik und Geselligkeit

erschienen in der Freien Presse am 10.05.2014 ( Von Steffi Hofmann )

Ohne Ehrenamt würde es vieles in Sport und Gesellschaft nicht geben. „Freie Presse“ zeigt, was die Menschen antreibt. Heute: Blasmusiker Eberhard Arnold.

Niederfrohna. Ihre Musik verbreitet Stimmung und Schunkellaune: Kräftige Hörner, Klarinetten, Trompeten und Tuben spielen die 22 Mitglieder des Musikvereins Blaskapelle Freudenklänge aus Niederfrohna. Im Juli feiern sie ihr 95-jähriges Bestehen und das, obwohl der Verein 1919 eigentlich mit ganz anderen Instrumenten gegründet wurde.

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Damals fanden sich nämlich 51 Konzertinas­pieler zusammen. „Von dieser Mitgliederzahl können wir heute nur träumen, aber der Sinn des Vereins ist immer noch der selbe – wir wollen die Volksmusik und die Geselligkeit pflegen“, erzählt der musikalische Leiter Eberhard Arnold. Er feiert in diesem Jahr gleich drei Jubiläen im Verein: Die Gründung vor 95 Jahren, seine Mitgliedschaft, die vor 60 Jahren begann, und seine Tätigkeit als Leiter, die er jetzt 50 Jahre lang ausübt.

Die 21 Herren und eine Frau des Vereins sind zwischen 30 und 85 Jahre alt und treffen sich einmal wöchentlich zur Kapellenprobe in der Wetzelmühle. „Interessierte sind gern gesehen!“, rührt Mitglied Martin Hummitzsch die Werbetrommel. Der 34-Jährige ist seit seiner Kindheit im Verein aktiv und versucht trotz ständiger beruflicher Auslandsaufenthalte am Vereinsleben sowie diversen Auftritten der „Freudenklänge“ teilzunehmen. So wie kürzlich im Gartenlokal Westend in Limbach. „Der Verein ist für mich die Verbindung zur Heimat“, so Martin Hummitzsch, der einen Tag vor dem Auftritt aus Polen nach Niederfrohna anreiste.

Das Problem, die Proben und Konzerte mit Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, hat er aber nicht allein. „Wir haben ein großes Nachwuchsproblem. Dabei sind solche Vereinstraditionen ein Stück weit Identität und sollten bewahrt werden“, berichtet Eberhard Arnold. Auch wer noch kein Blasinstrument spielen kann, aber Interesse daran hat, sei im Verein gut aufgehoben: Instrumente sind vorhanden und Mitglieder, die sie dem Nachwuchs gern beibringen würden, stehen ebenfalls zur Verfügung.

Der Musikverein Blaskapelle Freudenklänge hat seit 1919 viele historische und strukturelle Veränderungen durchlebt. Nach dem Krieg erfolgte der Anschluss als Musikgruppe zum Betrieb „Roter Färber“ und dem VEB Trikotex. Schließlich vollzog sich auch ein musikalischer Wandel: Durch das Ausscheiden einiger älterer Konzertinaspieler sowie Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Noten und Instandhaltung der Instrumente wurde beschlossen, die Musikgruppe in eine Blaskapelle umzuwandeln.

In Folge dessen sind Beziehungen zum Jugendblasorchester Limbach und zum Blasorchester Trikotex Wittgensdorf geknüpft worden. „So war gegenseitige Unterstützung gewährleistet und durch Übernahme einiger Bläser konnte sich die Gruppe stärken und verjüngen“, sagt Arnold. Mit der Wende sei der Trägerbetrieb nicht mehr in der Lage gewesen, die Musikgruppe aufrecht zu erhalten. Also wurde beschlossen, den Verein mit dem Namen Blaskapelle Freudenklänge zu führen. Zum aktuellen Repertoire gehören in erster Linie böhmische und deutsche Blasmusik sowie Schlager oder Regionales, wie Stücke der „Randfichten“. Feste Termine der Kapelle sind Adventskonzerte, Hof-Feste in Bräunsdorf sowie Auftritte auf dem Flohmarkt in Lunzig bei Greiz.

Die Organisation, das heißt das Beschaffen von Notenmaterial, Technik, das Kümmern um Logistik und Transport der teilweise großen und schweren Blasinstrumente übernimmt der musikalische Leiter Eberhard Arnold. Für ihn ist der Verein ein bedeutender Teil seines Lebens. „Die Gemeinschaft ist mir wichtig und es wäre schade, wenn wir auf Dauer keinen Nachwuchs finden würden“, sagt der 73-Jährige. Das Engagement, welches er für den Verein aufbringt, wünscht er sich manchmal auch von den Veranstaltern, mit denen er zwecks Auftritten im Gespräch ist. „Heutzutage soll immer alles möglichst wenig kosten. Die Reparaturen an unseren Blasinstrumenten, die aber mit der Zeit kommen, gehen in die Tausende“, erzählt Arnold.

Das Jubiläum des Musikvereins Freudenklänge Niederfrohna wird am 9. Juni, von 11 bis 14 Uhr in der Wetzelmühle gefeiert.