Reißende Flut schluckte Haus und Garten

Niederfrohnaer Bürger sammelten bisher 13.000 Euro für Flutopfer - Vier Familien in Pockau erhielten Spende

Niederfrohna/Pockau. ”Dass wir in unserem Alter so etwa noch erleben mussten. Unser schönes Haus und unser schöner Garten sind beim Hochwasser zu Nichts geworden.” Ilse Morgenstem weint. Die 81-jährige und ihr Mann Karl-Heinz (69), die zeitweilig bei ihrer Enkeltochter ein Obdach gefunden haben, sind heute noch fassungslos. ”Wir haben immer miteinander am Haus gearbeitet. Als das Wasser kam, konnten wir nur retten, was wir auf dem Leib trugen”, erzählt der Mann leise.

Nach dem großen Hochwasser vor drei Jahren hatte das Ehepaar begonnen, das Haus zu sanieren. Eben fertig geworden, spülten es die Fluten der Pockau jetzt einfach weg. Ihr Grundstück ist heute ein leerer, mit Schlamm und Steinen bedeckter Platz. Daneben plätschert die Pockau wieder friedlich in ihrem Bett.

Von dem Schicksal der Morgenstems ist auch der Niederfrohnaer Bürgermeister Lothar Philipp (Freie Wähler) sichtlich berührt. Er überbrachte seinem Pockauer Amtskollegen Eberhard Nowack (parteilos) rund 13.000 Euro. Dabei handelt es sich um die Summe, die bisher auf das gemeinsame Spendenkonto von Niederfrohnaer Vereinen, der Kirchgemeinde und der Gemeinde einging. Das Geld erhielten zu gleichen Teilen die Morgensterns und drei weitere Pockauer Familien.

Auch Arthur Dost (74) und seine Frau wurden mit einer Zuwendung bedacht. Sie wohnen etwa einhundert Meter von der Pockau entfernt. ”Das Wasser kam sogar durch die Wände. Um das Haus toste es wie das Meer”, berichtet Dost. Im Erdgeschoss, das bisher seine Tochter und der Schwiegersohn bewohnten, stand das Wasser etwa einen Meter hoch. ”Nach der Katastrophe vor drei Jahren hatten sie sich bereits komplett neu eingenchtet. Jetzt beläuft sich der Schaden erneut auf etwa 40.000 Euro. Da platzte den jungen Leuten endgültig der Kragen. Sie wollen jetzt einfach nur noch weg vom Wasser”, winkt Dost ab.

Über die Unterstützung der Niederfrohnaer freut sich Bürgermeister Nowack natürlich sehr. Hilfe ist in der knapp 4500 Einwohner zählenden Gemeinde auch dringend nötig. ”Wir haben etwa 180 Familien, die mehr oder weniger vom Hochwasser betroffen sind. Die Schäden in den Privathaushalten, an Gewerbebetrieben und an kommunalen Objekten belaufen sich nach ersten Schätzungen auf etwa 16 Millionen Euro. Hinzu kommen noch die Schaden an Staats- und Bundesstraßen”, erklärt Nowack. Zusätzlich zu der Geldspende fuhr der Niederfrohnaer Joachim Kühnert einen Kleintransporter mit Sachspenden wie fabrikneue Obertrikotagen und Bettwäsche nach Pockau. Eine Spende eines Oberlungwitzer Optikers und der HOT-ABS mbH Oberlungwitz in Höhe von insgesamt 600 Euro überreichte deren Geschäftsführerin Katrin Hertel der Familie Morgenstern. ”Wir wollen bewusst in dieser Region helfen, wo die Menschen binnen kurzer Zeit zweimal von so einer Katastrophe betroffen wurden”, betont Bürgermeister Philipp und freut sich über die vielen Spender. Er hofft, dass die Niederfrohnaer die Aktion weiterhin sc aktiv unterstützen. (SO)

Freie Presse 07.09.2002