Hilfsbereitschaft wird im Ort groß geschrieben

Interview: Was sich die Niederfrohnaer für 2003 vornehmen - Drei Brücken werden saniert-12 Vereine mit 1200 Mitgliedern - Außenstände größtes Ärgernis

Trotz knapper Kassen wollen die Gemeinden im Chemnitzer Umland nicht den Kopf in den Sand stecken. Welche Vorhaben sind 2000 geplant? Wie werden sie finanziert? Wo gibt es Abstriche? ?Freie-Presse”-Mitarbeiter Jürgen Sorge sprach darüber mit dem Niederfrohnaer Bürgermeister Lothar Philipp (Freie Wähler). In Niederfrohna leben 2630 Menschen. Die Fläche der Gemeinde umfasst 1010 Hektar. Im Ort sind 186 Gewerbe angemeldet. Zwölf Vereine sorgen für ein reges Leben in Niederfrohna.

Welche Projekte stehen in diesem Jahr in Niederfrohna auf der Tagesordnung?

Lothar Philipp: Derzeit arbeiten wir noch an dem Haushaltplan. Wir werden wieder einen ausgeglichenen Haushaltsentwurf vorlegen können, auch wenn es von Jahr zu Jahr schwieriger wird. Trotz aller Sparzwänge sollten wir nicht vergessen, dass wir uns nach wie vor auf sehr hohem Niveau bewegen. Dieses Jahr stellen wir den Kindergarten fertig. Außerdem sanieren wir drei Brücken: Die Brücke zwischen Turnstraße und Wiesenstraße, die ”Heinigbrücke” und die Brücke gegenüber dem Rathaus. Außerdem wollen wir den Sportverein beim Bau des neuen Bolzplatzes unterstützen. Wir hoffen, dass der Landkreis in diesem Jahr mit der Sanierung beziehungsweise dem Neubau der Stützmauern des Frohnbachs beginnt. Das ist eine wichtige Voraussetzung für den vom Kreis geplanten Ausbau der Hauptstraße von der Einfahrt zum Rittergut bis zur ehemaligen Bäckerei Naumann.

Die Kommunen klagen über Mindereinnahmen. Wie sieht das in Niederfrohna aus?

Lothar Philipp: In diesem Jahr müssen wir mit Mindereinnahmen bei Steuern und Landeszuweisungen in Höhe von zirka 50.000 Euro rechnen. Trotzdem sollen Grund- und Gewerbesteuer gleich bleiben. Wir möchten auch die Kindertagesstättengebühren auf bisherigem Niveau halten. Und wir hoffen, dass die Kreisumlage nicht erhöht wird.

Wo drückt gegenwärtig der Schuh? Was ist das größte Ärgernis?

Lothar Philipp: Sorgen macht uns derzeit der Streit um die Höhe der Umlage, die wir innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft an Limbach-Oberfrohna bezahlen müssen. Gerade jetzt, wo alle über knappe Kassen klagen, kann auch die Gemeinde Niederfrohna keine kulanten Geschenke an die Große Kreisstadt machen. Wir möchten deshalb in ordentlicher Partnerschaft mit der Stadt eine akzeptable Lösung finden. Das größte Ärgernis sind für uns Außenstände in Höhe von rund 600.000 Euro. Dabei handelt es sich um Anlagevermögen, das die Gemeinde für den Bau von Abwasseranlagen vorfinanzierte und natürlich zurückhaben möchte. Nach wie vor blockt Limbach-Oberfrohna im Zweckverband Frohnbach die Rückzahlung der Gelder ab.

Was ist der größte Trumpf der Gemeinde?

Lothar Philipp: Niederfrohna hat nicht nur eine landschaftlich reizvolle Umgebung. Gut finde ich vor allem den Zusammenhalt der Bürger. In unseren zwölf Vereinen sind etwa 1200 Leute organisiert, darunter viele Kinder und Jugendliche. Gerade sie können durch sinnvolle Freizeitgestaltung soziale Kompetenz erlangen. Das ist nicht hoch genug zu würdigen. Bei der Flutkatastrophe im August hat sich gezeigt, dass Solidarität im Ort groß geschrieben wird. Die Niederfrohnaer haben über 20.000 Euro gesammelt, die wir betroffenen Familien in der Gemeinde Pockau zur Verfügung gestellt haben.

Worauf freuen Sie sich dieses Jahr am meisten? Wie stellen Sie sich die Zukunft der Gemeinde im Jahr 2010 und 2030 vor?

Lothar Philipp: Mit der im Frühjahr geplanten Einweihung unseres Kindergartens geht ein Wunsch vieler Niederfrohnaer in Erfüllung. Mitte dieses Jahres werden wieder mehrere Orchester, die sich an der Saxionade beteiligen, bei uns musizieren. Verschiedene Feste von Vereinen werden das. kulturelle Angebot im Ort ebenfalls bereichern. Für die Zeit bis 2010 und 2030 hoffe ich vor allem, Kriegen verschont bleiben. Das ist Grundvoraussetzung um uns weiter entwickeln zu können. Und ich wünsche mir, dass sich auch künftig Einwohner in politischen Ehrenämtern engagieren. Dann haben wir eine Chance, unsere Selbstständigkeit zu erhalten.

(Freie Presse 09.01.2003)