Spaß wird ernst genommen

Faschingsvereine balancieren auf dem schmalen Grat zwischen Topp oder Flop

Chemnitzer Umland. “Es hängt von den Machern und vom Publikum ab, ob eine Faschingsveranstaltung Topp oder Flop wird.” Einige Vereine der Region sehen sich durch diese Erfahrung angespornt, Planung und Vorbereitung äußerst genau zu nehmen. Bewährte Konzepte werden beibehalten, zugleich wird viel Mühe in das Umsetzen erfolgversprechender neuer Ideen investiert.

Sie wissen, dass in den vergangenen fahren etliche Vereine im Chemnitzer Umland aufgegeben haben. Zurückgehende Publikumszahlen und “Gäste, die beim Programm ungeniert quatschen und Krach machen”, waren ein Grund für Enttäuschung und Mutlosigkeit. In einigen Fällen fühlten sich “Zugpferde” in den Faschingsklubs auch von der Fülle ihrer beruflichen und privaten Aufgaben und der monatelangen Vorbereitung einzelner Veranstaltungen überfordert.

“Zum Glück haben alle von uns Arbeit. Also läuft die Vorbereitung nur am Wochenende”, weiß die Frau des Chefs vom Burkhardtsdorfer Camevals Ausschuss. Weil “alles passt”, die eingespielte Truppe, das Publikum und “das tolle Haus”, ist die närrische Zunft allen Strapazen zum Trotz mit Spaß bei der Sache.

“Leute, die im Verein wirklich etwas machen, sind auch im Job aktiv, haben aber zum Teil weder geregelte Arbeitszeiten noch eine Stelle in der Nähe”, sieht auch Volker Uhlig vom Niederfrohnaer Camevalsverein dieses Problem. “Wir sind immer auf der Suche nach Mitstreitern, die Spaß mögen und zu unserem Vereinsleben beitragen”, so der 46-Jährige. Außerdem müsse jeder damit leben können, dass man stets versuche, “mit knappen Mitteln etwas hinzubekommen”.

“Die Leute haben nicht viel Geld zum Fortgehen. Daran müssen Veranstalter bei den Eintrittspreisen und bei der Anzahl ihrer Veranstaltungen denken. Ärgerlich ist, dass eine Menge Kohle stets für Versicherung und Gema draufgeht”, sind sich Uhlig und Mandy Kunz einig. Die 25-jährige Trainerin mehrerer Tanzgruppen und Mutter einer vier Monate alten Tochter kennt die Arbeit, die hinter jeder kleinen Darbietung steckt. Sie weiß allerdings auch, mit welchem Vergnügen die Aktiven stets ihr Programm wachsen sehen. Sehr froh sind sie, dass der erst 1998 gegründete Verein bereits etliche Stammgäste hat. “Statt Trinkerei wollen sie Fasching, wie sie ihn seit Jahren kennen und mögen”, glauben sie.

“Endlos lange Büttenreden und überzogener Elferrats-Prunk zieht in unserer Gegend nicht”, sind auch andere Vereine überzeugt. Showtanz und Polonaise, knackige Sketche und selbst derbere Witze kommen nach ihrer Erfahrung besser an. Oder die Gäste wollen “richtig Party feiern, mit Spaß und Trubel”, wie es Gunter Kühn, Elferratsmitglied des Faschingsclubs Penig, seit Jahren kennt.

Freie Presse 19.01.2005 VON RITA TÜRPE