Fachkräftemangel bietet Arbeitslosen eine Chance

Niederfrohnaer Wetzelmühle beteiligt sich an EU-Projekt - 53 Mitarbeiter beschäftigt

VON JÜRGEN SORGE

Niederfrohna. “Langzeitarbeitslose können durchaus den Anforderungen des modernen Arbeitsmarktes gerecht werden. Sie müssen nur entsprechend gefördert werden”, sagt Gerd-Reiner Münch, der Vorstandsvorsitzende der Selbsthilfe 91. Der Verein betreibt die mehr als 400 Jahre alte und von Grund auf sanierte Wetzelmühle in Niederfrohna.

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Manuela Schmidt, Ina Leonhardt, Daniela Schilling, Madeleine Pilz (von links) arbeiten in der Niederfrohnaer Wetzelmühle. Das Haus beteiligt sich an einem Projekt, mit dem der Wiedereinstieg Arbeitsloser in den ersten Arbeitsmarkt besser gestaltet werden soll. -FOTO: ANDREAS SEIDEL

Erwarteter Fachkräftemangel bietet Chancen

Münch macht in diesem Zusammenhang auf den bald erwarteten Fachkräftemangel aufmerksam. Ein besonders großes Betätigungsfeld sieht er in produktiven Dienstleistungen wie Bäckerei oder Gastronomie. Die Wetzelmühle in Niederfrohna bietet schon seit vielen Jahren dementsprechend vielseitige Tätigkeiten, die Arbeitslosen zumindest eine zeitweilige Beschäftigung ermöglichen. Münch weist unter anderen auf die Bäckerei, die Gastronomie, auf Kerzen- und Holzwerkstatt. Derzeit arbeiten in der Wetzelmühle 53 Frauen und Männer, darunter sechs Festangestellte und 20 ABM-Beschäftigte. “Hinzu kommen 15 Frauen und Männer, die eine Arbeitsgelegenheit, also einen so genannten Ein-Euro-Job haben. Zwölf weitere arbeiten mit einem zeitlich befristeten Arbeitsvertrag”, freut sich Münch über die gute Zusammenarbeit mit der Arge Limbach-Oberfrohna.

Das von der Europäischen Union geförderten Projekt “Marefa - Management und Antizipation der Regionalen Fachkräfteentwicklung”, bei dem der Verein Selbsthilfe 91 mitarbeitet, will Projektteilnehmer in die Lage versetzten, auf dem ersten Arbeitsmarkt besser Fuß zu fassen. Vorgesehen ist die genaue Untersuchung der Anforderungen des Marktes. Außerdem wird ein Konzept erstellt, wie Projektteilnehmer Grundkompetenzen wie Leistungsbereitschaft und Ausdauer besser verinnerlichen können. Die Ergebnisse bilden dann die Grundlage für eine gezielte Förderung der Projektteilnehmer.

Nächstes Vorhaben: Sanierung der großen Scheune

In diesem Jahr wird die Sanierung des ehemaligen Stallgebäudes der Wetzelmühle abgeschlossen. Im ersten Stock des Gebäudeteiles wurde bereits im Dezember ein Tagungs- und Schulungszentrum eingeweiht. Im Erdgeschoss wird voraussichtlich im Mai eine Gaststätte mit 80 Plätzen und einem Biergarten eröffnet. “Dort sollen vor allem Leute, die bei uns bereits in einem Beschäftigungsprojekt waren, eine feste Arbeit finden”, betont Münch. Ferner sind noch die Gestaltung der Fassade und der Bau ordentlicher Parkplätze vorgesehen.

Nächstes Vorhaben ist die Sanierung der großen Scheune des Vierseitenhofes. Dafür gibt es bereits Ideen. “Wir wollen in dem Gebäude verschiedene Bereiche wie Töpferei, Korbflechterei und Fahrradwerkstatt einrichten. “In den Bereichen soll mindestens eine Fachkraft tätig sein. Unter deren Anleitung können sich dann Mühlenbesucher handwerklich betätigen”, hofft der Vorstandsvorsitzende auf Förderer und Sponsoren, die dieses Projekt unterstützen möchten. Projekt

Das Projekt “Marefa - Management und Antizipation der Regionalen Fachkräfteentwicklung” wird getragen von Vereinen und gemeinnützigen Gesellschaften aus Chemnitz, Zwickau, Aue und Zschopau. Federführend ist das Bildungszentrum Aue. Mit einem Meinungsaustausch in der Wetzelmühle. an dem zirka 40 Vertreter aus Politik, Arbeitsamt und Argen sowie der Gewerkschaft teilnahmen, wurde das Projekt offiziell gestartet.

Freie Presse 27.01.2007