Heimatblatt 12/2016 - Mit dem Bürgermeister im Gespräch

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, welche Ereignisse im Jahre 2016 waren für die zukünftige Entwicklung der Gemeinde von herausragender Bedeutung?

Bürgermeister Klaus Kertzscher: Es sind eigentlich vier Dinge, die für unsere Gemeinde von existenzieller Bedeutung waren.

1. Gemeindefi­nanzen

Die Kämmerei der Stadtverwaltung Limbach-Oberfrohna legte in diesem Jahr die ausstehenden Jahresrechnungen der Jahre 2008 bis 2011 vor. Es sind immer noch vorläufige Jahresrechnungen, d.h. sie müssen von der örtlichen Rechnungsprüfung noch geprüft werden, und es fehlen noch die Jahre ab 2012. Aber wir können in den jetzt vorgelegten Jahresrechnungen durchgehend positive Ergebnisse in sechsstelliger Höhe verbuchen. Das zeigt, dass die Gemeinde in all den Jahren gut gewirtschaftet hat. Entgegen früheren Prognosen stehen wir also nicht am Abgrund und vor dem Absturz sondern wir befinden uns im grünen Bereich. Unser gutes wirtschaftliche Ergebnis war die Voraussetzung für die Punkte 2 bis 4.

2. Baubeginn Untere Hauptstraße

Der Baubeginn an der Unteren Hauptstraße war von herausragender Bedeutung. Die Qualität der Kreisstraße war für die Bevölkerung schon längere Zeit nicht mehr zumutbar. Aber in diesem Herbst begann das Kreisstraßenbauamt endlich die Erneuerung der Kreisstraße im 1. Bauabschnitt. Zugleich begann der Kreis einen kurzen Abschnitt der zur Ortsstraße herabgestuften Kreisstraße, unterhalb der Wetzelmühle, einschließlich der Bachmauer, im Rahmen des Hochwasserschutzes zu sanieren. Von diesem Abschnitt an wird die Gemeinde 2017/18 die Gemeindestraße bis zur Ortsumgehung erneuern. Das Reststück geht 2017 in Planung.

3. Lindenhof

Die Entscheidung für den Umbau des ehemaligen »Lindenhofes« zum »Begegnungszentrum« war ebenfalls von besonderer Bedeutung. Im Gemeinderat sprachen wir schon lange über den Lindenhof. Wir wollten uns nicht damit abfinden, dass dieses wichtige Gebäude im Ortszentrum verfällt. Letztlich entschied sich der Gemeinderat grundsätzlich für den Umbau zur Begegnungsstätte mit einem Tagescafé und Räumlichkeiten, die von den Vereinen genutzt werden können. Dadurch könnten die Vereine wieder einen traditionsreichen Ort für ihre Veranstaltungen belegen. Wir schätzen einerseits das Entgegenkommen, dass uns die Familie Hefter bei der Vereinbarung des Kaufpreises gewährte. Andererseits vermochten wir glücklicherweise die Aufnahme in ein temporäres Förderprogramm des Freistaates mit dem Titel »Vitale Dorfkerne« zur Ortskernsanierung zu erreichen. Ohne die zugesagten 75 Prozent Förderquote hätten wir nicht zur Realisierung des Projektes, zudem in kurzer Bauzeit von nur zwei Jahren (2017/18), gehen können. Wir hatten neben unserem Planer weitere wichtige Helfer aus dem Landratsamt und der Stadtverwaltung Limbach-Oberfrohna, die uns die Einreichung des Projektes und der Förderanträge in allerkürzester Frist ermöglichten.

4. Erneuerung Straßenbeleuchtung

Mit Hilfe einer weiteren Förderung wird es uns 2017 möglich, die Erneuerung der Straßenbeleuchtung auf moderne, extrem sparsame LED-Lampen zu realisieren. Die Einsparungen beim Stromverbrauch entlasten unseren Haushalt in beträchtlichem M­aße.

Was muss noch zum Jahr 2016 gesagt werden?

Bürgermeister Klaus Kertzscher: Ganz wichtig und von großer Bedeutung war der Erhalt der 1. Klasse in unserer Schule, obwohl nur 13 der geforderten 15 Kinder angemeldet werden konnten. Ich bin froh, dass die Gremien in Limbach-Oberfrohna und Niederfrohna an einem Strang gezogen haben. Dem gilt mein besonderer Dank. Dem Kreisschulamt möchte ich für die geleistete Beratung und Unterstützung ebenfalls danken. In den nächsten Jahren wird es voraussichtlich keine Probleme bei der Erfüllung der vom Bildungsministerium geforderten Mindestschülerzahl 15 geben. Für 2017 sind bereits 26 Kinder angemeldet. Das ist eine der höchsten Zahlen in meiner Amtszeit. Für die künftigen Jahren sieht es ebenfalls gut aus. Die Geburtenrate steigt wieder an, entgegen allen Prognosen, die für unsere Gemeinde aufgestellt wurden. Die Notwendigkeit zum Überarbeiten der veralteten Prognosen wird man vielleicht auch in Dresden erkennen? Niederfrohna ist für junge Familien attraktiv. In letzter Zeit nutzten viele junge Leute die Möglichkeit zur Lückenbebauung oder erwarben bestehende Häuser von älteren Einwohnern.

Es hat sich auch herumgesprochen, dass unsere Gemeinde gemeinsam mit der Stadt Limbach-Oberfrohna den bestehenden Flächennutzun­gsplan überarbeitet. Damit verbunden sind Möglichkeiten zur Erschließung neuer Wohnstandorte.

In der Zukunft wird sich diese demographische Entwicklung hoffentlich auch auf das Vereinsleben auswirken. Es wird sicher noch einige Jahre dauern, bis unser neuen Mitbürger in Vereinen aktiv werden können. Aber immerhin, 2016 erblickten in Niederfrohna 21 neue Mitbürger das Licht der Welt!

Was ist im Jahr 2016 nicht so gut gelaufen?

Bürgermeister Klaus Kertzscher: Seit Jahren wird der notwendige Bürokratieabbau angekündigt. In unserer Gemeindebibliothek befindet sich ein Buch des früheren Ministerpräsidenten Prof. Biedenkopf mit dem Titel »Einheit und Erneuerung« aus dem Jahre 1994. Dort konstatiert er, dass der Staat bisher wachsende Komplexität immer nur mit wachsender Kompliziertheit zu bewältigen versuchte, dass die wirklich strategischen Lösungen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aber immer auf Vereinfachung abzielen müssen.

Aus meinen Erfahrungen und aus den Gesprächen mit Kollegen habe ich den Eindruck, dass von Bürokratieabbau bis heute nichts zu spüren ist, im Gegenteil: die Bürokratie und die damit verbundene Überkompliziertheit nehmen beständig zu.

Haben Sie eine Erinnerung an ein besonders schönes Erlebnis 2016?

Bürgermeister Klaus Kertzscher: Ja, die Gemeinde und die Vereine beteiligten sich am »Tag der Sachsen« in Limbach-Oberfrohna, dem größten Volksfest in unserem Freistaat. Eine solche Teilnahme gehört einfach dazu. Es war eine schöne Atmosphäre in Limbach-Oberfrohna. Man konnte an der Lebensfreude der Einwohner und Besucher teilhaben. Es war ein besonderes Erlebnis.

Wie sehen sie die Zukunft der Gemeinde?

Bürgermeister Klaus Kertzscher: Ich sehe insgesamt die Zukunft unserer Gemeinde gelassen und zuversichtlich. Im Moment konstatiere ich ein entspanntes Verhältnis zur Stadt Limbach-Oberfrohna, eine gute Zusammenarbeit, ein effektives Miteinander und eine gegenseitige Akzeptanz. Da drängt sich die Frage auf: warum solle eine solche Verwaltungsge­meinschaft kein Zukunftsmodell se­in?

Aber wir müssen nach allen Seiten offen sein. Man weiß heute nicht, was vom Bund oder vom Land in Sachen Gemeindeentwicklung beschlossen werden wird. Die Bürger sind aber vor dem Gesetz gleich. Man kann durch Umverteilung die Lebensqualität der Bürger nicht von der Größe ihres Wohnortes abhängig machen. Man kann die Landkreisräume mit ihren Kleinstädten und Dörfern, in denen 70 Prozent der Deutschen leben, nicht gegenüber den Metropolen benachteiligen, ohne dem Allgemeinwohl zu schaden. Die kleinen und mittleren Kommunen brauchen die finanzielle Ausstattung, die ihrer tatsächlichen Rolle entspricht.

Ich kann hier nur sagen, dass in unserer kleinen Gemeinde ein aktives Vereinsleben existiert. Es gibt ein Miteinander, gute Nachbarschaften und gegenseitige Hilfe. Ein Ausdruck dafür ist, dass es so gut wie keine Kriminalität aus unserer Einwohnerschaft heraus gibt.

Ich möchte hier den Mitgliedern des Gemeinderates, den engagierter Gemeindemitar­beiter, den Mitarbeiter des Zweckverbandes Frohnbach, den Mitarbeitern der Schule und der Kindertagesstätte, den Mitglieder der FFW, des DRK und der Mitglieder der Niederfrohnaer Vereine für ihr Engagement und die geleistete Arbeit im Jahre 2016 danken.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern, auch im Namen meiner Frau, ein schönes, besinnliches und friedliches Weihnachtsfest sowie einen gelungenen Start ins Neue Jahr 2017, verbunden mit viel Gesundheit.

Herr Bürgermeister, eine letzte Frage, haben Sie das Gefühl, dass Ihre Arbeit als ehrenamtlicher Bürgermeister von Landesregierung und Landtag geschätzt wird?

Bürgermeister Klaus Kertzscher: Das Amt des ehrenamtlichen Bürgermeisters wurde vor Jahren dem Anschein nach nur als »Provisorium« angeordnet, weil man kleine Gemeinden als »Auslaufmodell« betrachtete. Die Wirklichkeit entwickelte sich aber anders. Es gibt heute noch über 100 kleine Gemeinden in Sachsen. Ich glaube, es wird auch dort eine hervorragende Arbeit geleistet. Die ehrenamtlichen Bürgermeister erfüllen ihre Pflichten, genau wie ihre hauptamtlichen Kollegen. Sie sind genauso haftbar, wie diese. Deshalb müssen die ehrenamtlichen Bürgermeister, ob in der Aufwandsentschädi­gung oder in den Pensionsansprüchen, den hauptamtlichen Bürgermeistern gleichgestellt werden. Dankenswerterweise erhalten wir »Ehrenamtlichen« vom Verein der sächsischen Bürgermeister Unterstützung. Der Auer Bürgermeister Heinrich Kohl, der Vereinsvorsitzende, gab eine entsprechende Stellungnahme beim Innenministerium ab, in dem er dafür plädierte, die ehrenamtliche Bürgermeister­tätigkeit nach dem bayrischen Modell zu behandeln.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, vielen Dank für das Gespräch. (ae-13.12.16)